Dienstag, 17. August 2004
Deutsche Urlauber schämen sich für ihre Landsleute
Eine Umfrage des Online-Reisedienstes travelchannel.de hat ergeben, dass sich 63% aller Deutschen sich schon einmal im Urlaub für ihre Landsleute geschämt haben. Besonders peinlich seinen dabei die typischen Mallorca-Touristen, die mit ihrem lauten, nörgeligen Verhalten und häufig stark alkoholisierten Zustand den Ruf der deutschen Urlauber in den Schmutz ziehen würden.

Nachvollziehen kann ich diese Umfrage allerdings nicht vollständig. Wie habe ich mir denn den durchschnittlichen deutschen Urlauber vorzustellen, der an der Promenade von El Arenal flaniert und sich für seine peinlichen Landsleute schämt? Sollte sich etwa der gruppenreisende Kegelsportler über die allzu freizügige Sommermode der erstmals ohne Eltern urlaubenden Schülerinnen auf Entjungferungsreise erregen? Oder umgekehrt?

Vielmehr glaube ich, dass diese Scham, die man in der Umfrage zu entdecken suchte, sich zu einem Großteil auf ein Urlauberbild bezieht, dass vor allem durch Medienberichte bei RTL2 und ähnlichen Kanälen geweckt worden ist, das die meisten allerdings bislang allenfalls am Rande erlebt haben dürften. Denn wer zum Urlaub an den Ballermann verreist, der dürfte wissen, was ihn dort erwartet. Und ich wette, die meisten dürften sich vor Ort nicht für ihre peinlichen Landsleute schämen, sondern sich genau derentwegen dorhin auf die Reise gemacht haben. Denn gleich und gleich gesellt sich eben gern...

Wenn Sich die Mehrzahl der Deutschen also für ihre Landleute im Ausland schämt, dann ist das keineswegs ein Beweis dafür, dass wir Deutschen tatsächlich schrecklich peinlich wären. Ich würde sogar behaupten: Im Gegenteil! Denn wer so abgebrüht ist, sich noch nie für jemand anderen geschämt zu haben, der dürfte selbst bei Zeiten ziemlich peinlich sein!

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